Auch das noch!? Sexualität in digitalen Lebenswelten (17. Mediensucht-Fachtag Bremen)

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Auch das noch!? Sexualität in digitalen Lebenswelten

Sexualität spielt für junge Menschen eine große Rolle – auch in der digitalen Welt: Sie flirten online, tauschen erotische Bilder aus, informieren sich über Sex und schauen vielleicht Pornos. Das Netz bietet viele Möglichkeiten, das Thema Sexualität zu erkunden und damit adoleszente Entwicklungsaufgaben zu bearbeiten. Aber: Gleichzeitig finden sich dort auch altersunangemessene Inhalte, mediatisierte sexualisierte Gewalt und Grenzverletzungen, die soziale und psychische Probleme zur Folge haben können. Zuweilen können sexualisierte Inhalte eine so große Sogkraft entfalte, dass sie in Suchterkrankungen münden.

Der 17. Mediensucht-Fachtag beleuchtet das Thema ‚Sexualität in digitalen Lebenswelten‘ und wirft einen Blick auf mögliche Auswirkungen sowie auf rechtliche Aspekte. Ziel ist es, Schulen, Jugendarbeit und Hilfesysteme für Potenziale und Herausforderungen des Themas zu sensibilisieren und Handlungsoptionen aufzuzeigen.

Drei Vorträge mit Diskussionsrunden zeigen wissenschaftliche, therapeutische und präventive Perspektiven auf. Am Nachmittag werden in Workshops medien- und sexualpädagogische Ansätze vermittelt.

 

***** Der Fachtag ist ausgebucht *****


 

DAS PROGRAMM:

9:00 Uhr
Begrüßung

9:15 Uhr
VORTRAG: Sexuelle Skripte – Der Einfluss von Pornografiekonsum auf konkrete sexuelle Handlungsstrategien Jugendlicher

Die Auswirkungen von Pornografiekonsum auf sexuelle Skripte sind umstritten. Der einfache Zugang und die dauerhafte Verfügbarkeit von Pornografie im Internet wird von Kritiker*innen als Argument für die „Verwahrlosung“ der Jugend herangezogen. Einige Sexualwissenschaftler*innen vertreten hingegen die Meinung, dass der Einfluss auf die gelebte Sexualität eher gering ist. Tatsächlich ist jedoch wenig erforscht, welchen Einfluss der Konsum von pornografischen Inhalten auf die individuellen sexuellen Skripte hat. Im Vortrag werden aktuelle Erkenntnisthesen diskutiert und mit den praktischen Erfahrungen aus der sexuellen Bildungsarbeit ins Verhältnis gesetzt.
Frauke Schußmann, Sexualwissenschaftlerin (M.A.), Beraterin und Pädagogin zu den Themen sexuelle Bildung und Schwangerschaftskonflikt bei Pro Familia in Bremen-Mitte

10:30 Uhr
VORTRAG: Soziale Medien im therapeutischen Prozess

Soziale Medien sind aus dem Alltag der Jugendlichen kaum wegzudenken und spielen demnach auch eine wichtige Rolle in der kinder- und jugendlichenpsychotherapeutischen Praxis. Der Fokus liegt häufig auf den riskanten und auch abhängigen Verhaltensweisen im Umgang mit Instagram, TikTok, Snapchat und Co. Jedoch verbergen sich sowohl Risiken als auch Ressourcen, die diese Apps bereitstellen. Welche Herausforderungen zeigen sich aktuell in der Praxis in Bezug auf Sexualität? Wie kann eine psychotherapeutische Behandlung aussehen, die die sozialen mit in den Fokus nimmt?
Lisa Kehler,  Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in Cuxhaven, Verhaltenstherapie und Systemische Beratung

11:45 Uhr

TALK: Digitale Medien, Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten

In der Gesprächsrunde vertiefen wir die referierten Themen und schauen explizit auf weitere Aufgabenfelder.
Birgit Kimmel, Steffi Rack, Frauke Schußmann, Lisa Kehler, Gast-Stuhl

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Sexualisierte Gewalt und digitale Medien. Handeln und Haltung

Der Vortrag fällt krankheitsbedingt aus.
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13:00 Uhr
Mittagessen

14:00 Uhr Warm up

14:15 Uhr

WORKSHOPS

Mehr Kontext, bitte! Wie KNOWBODY mit einer App für sexuelle Bildung die Medienkompetenz von Jugendlichen fördern will. 
Knowbody ist eine App für sexuelle Bildung ab der 6. Klasse. In der Lerneinheit „Kontext, bitte!“ wird das Zusammenspiel aus Sexualität und Medien anhand von verschiedenen Aufgaben kritisch beleuchtet, die wir im Workshop gemeinsam ausprobieren wollen. Wie Lehr- und Lernmittel Jugendliche bei einem bewussten Medienkonsum unterstützen können, soll zum Abschluss des Workshops diskutiert werden.
Carolin Strehmel ist Mitentwicklerin der KNOWBODY-App, setzt sich besonders gerne kritisch mit Körperbildern auseinander und ist und begeisterte Social Entrepreneurin.
Vanessa Meyer ist Mitentwicklerin der KNOWBODY-App, verbringt ihre Zeit am liebsten mit dem Design von Lerneinheiten und hat auf TikTok schon mehr gelernt als in so mancher medienwissenschaftlichen Vorlesung.

Sexualpädagogik - Ideen und Methoden zu sexualpädagogischen Workshops
Wie kann ich mit Jugendlichen zum Thema Sexualität ins Gespräch kommen? Welchen Rahmen brauchen sexuelle Bildungsangebote? Welche Materialien darf ich zeigen? Was sind altersangemessene Inhalte? Und was sind eigentlich die Themen der Jugendlichen?
Im Workshop werden Themenfelder benannt und konkrete Methoden und Materialien dazu vorgestellt. Der Workshop richtet sich an Pädagog*innen, die einen Einblick in die sexuelle Bildungsarbeit bekommen möchten und setzt die Bereitschaft zur Selbstreflexion und Biografiearbeit voraus.
Frauke Schußmann, Sexualwissenschaftlerin (M.A.), Beraterin und Pädagogin zu den Themen sexuelle Bildung und Schwangerschaftskonflikt bei Pro Familia in Bremen-Mitte

Let’s talk about Porno
Das Corona-Virus und die damit verbundene gesteigerte und „einsame“ Mediennutzung in dieser Zeit hat die Pornografie Nutzung als Thema nach einigen Jahren der Stille wieder auf die pädagogische Agenda katapultiert. Gewaltpornografische und frauenverachtende Inhalte auf Pornowebseiten und der nach wie vor einfache Zugang zu Pornografie führen zu einem gesteigerten Gesprächs- und Aufklärungsbedarf unter Lehrkräften, Eltern, Jugendlichen und inzwischen auch Kindern. Dies zeigt sich unter anderem in sexualisierten Grenzverletzungen in Klassenchats und alltäglichen Berichten von Schulhöfen und Klassenzimmern.
Warum wir die Sexualaufklärung nicht der digitalen Welt überlassen sollten, wie divers sexuelle Identität heute aussehen kann, respektvoller Umgang in Liebesbeziehungen gelingt und was man durch Pornos (nicht) lernen kann, erfahren Sie in dem klicksafe-Workshop „Let’s talk about Porno“. Es werden Projekte aus der pädagogischen Handreichung vorgestellt, das Anfang 2024 komplett aktualisiert neu aufgelegt wird.
Birgit Kimmel und Stefanie Rack, klicksafe.de

16:15 Uhr
Auswertung des Workshops

16:45 Uhr
Ende


Der Fachtag wird durchgeführt vom ServiceBureau Jugendinformation in Kooperation mit dem Landesinstitut für Schule (Referat Gesundheit und Suchtprävention), der Ambulanten Suchthilfe Bremen (Fachstelle Medienabhängigkeit) und der Senatorin für Kinder und Bildung (Referat Medien und Bildung in der digitalen Welt). Unterstützt wird der Fachtag von der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport.


Ergänzt zum Fachtag findet am Freitag, 6.10.2023, 18h, im Wallsaal Stadtbibliothek Bremen folgende Lesung und Diskussion statt:

PORNO – Zwischen Medienpanik und Medienkompetenz

95 Prozent aller Männer, 79 Prozent aller Frauen und 60 Prozent aller Jugendlichen in Deutschland haben schon einmal Pornos geschaut. Längst sind sie Teil unserer Alltagskultur geworden und zugleich ein Tabuthema geblieben.  Madita Oeming nimmt in ihrem Buch „Porno: Eine unverschämte Analyse“ gängige Ängste rund um Pornos kritisch unter die Lupe und zeigt, wie sie historisch gewachsen sind. Sie eröffnet einen Raum, in dem das wertfreie Sprechen und Nachdenken darüber möglich wird. Und sie plädiert dafür, Jugendlichen eine differenzierte Pornokompetenz zu vermitteln, um den Unterschied zwischen Medienrealität und echtem Erleben aufzuzeigen. 

Die Veranstaltung in der Stadtbibliothek ist kostenfrei.